Dauer 4h00 | Mittelland | Saison 1-12 | Schwierigkeit T1 |
Jakobsweg: Von Rueggisberg nach Schwarzenburg
Hinfahrt mit Bahn (S2 bis Köniz) und Postauto ab Köniz
Bern ab: 09h55 (S2)
Köniz Bahnhof an: 10h04
Köniz Bahnhof ab: 10h07 (Postauto)
Rüeggisberg an: 10h35
Rückfahrt mit Bahn:
Schwarzenburg ab:14h33
Bern an: 15h06
Wanderzeit:
ca. 3h00
Höhendifferenz:
ca. 200 m Steigung und 350m Gefälle
Verpflegung:
Restaurant Lamm Allenbach Daniel Wislisau 3154 Rüschegg Heubach Telefon 031 738 81 37
Kurzbeschreibung der Route (Quelle: 20 Wanderungen Region Bern Emmental vom Werd-Verlag)
Rueggisberg -Klosterruine- Helgisried - Rohrbach - Wislisau - Granegg - Henzischwand - Elisried - Schönentannen - Cheer - Schwarzenburg
Historische Pilgerpfade
Wer im Mittelalter auf Wanderschaft zog, tat dies nicht zum Freizeit vergnügen, sondern mit klarem Ziel und Zweck: als Handelsmann, Söldner, Pilger (oder Pilgerin, denn einzig die Pilgerreise erlaubte es den Frauen, mal von daheim wegzukommen). Auf mittelalterlichem Pilgerpfad ziehen wir heute durchs Schwarzenburgerland im Süden der Stadt Bern. Es handelt sieh um den Jakobsweg, eine Verbindung von Süddeutschland durch die Schweiz und Frankreich nach Santiago de Compostela im äussersten Nordwesten Spaniens. Dort wird der Apostel Jakob verehrt, dessen Grabstätte noch immer jedes Jahr Tausende von Gläubigen anzieht. Während heute aber nur noch ein kleiner Teil der modernen Pilger zu Fuss geht, gehörte während des Mittelalters die Wanderschaft zur Selbstverständlichkeit. Durch diese langsame, oft mühevolle und nicht ungefährliche Fortbewegungsart konnte man sich, nämlich die Gunst des Himmels verdienen - zu jener Zeit ein zentrales Lebensziel. In der Schweiz erleben die lange vergessen gegangenen Jakobswege seit einiger Zeit eine Renaissance. Zu verdanken ist das neue Interesse an den alten Pfaden dem Inventar historischer Verkehrswege (IVS); seit 2003 nennt sich dieses Zentrum für Verkehrsgeschichte in Bern ViaStoria. In Zusammenarbeit mit dem IVS/ViaStoria sind 76 die wichtigsten Routen mit braunen Kulturwegweisern markiert worden, so auch die beiden Varianten zwischen Rüeggisberg und Schwarzenburg. Für unsere Touren wählen wir das südlichere Teilstück über Rohrbach und Elisried. Der etwas nördlicher verlaufende Abschnitt, landschaftlich ebenfalls sehr schön, zieht sich zuerst nach Vorderfultigen und Hinterfultigen, um sodann den tief eingeschnittenen Schwarzwassergraben zu durchqueren.
Kloster Rüeggisberg, stattliche Ruine
Kirchen, Klöster und andere Heiligtümer säumten die Jakobswege, In katholischen Gebieten sind sie noch immer anzutreffen. Das 1528 protestantisch gewordene Bern hingegen machte mit den Zeugen der alten Religion kurzen Prozess. Was nicht dem neuen Gottesdienst dienen konnte, wurde umgenutzt oder zerstört. So erging es dem stattlichen Kloster von Rüeggisberg, einem wichtigen Etappenort auf dem Weg ins ferne Santiago de Compostela, Das Kluniazenserpriorat aus dem 10. Jahrhundert war zum kulturellen Zentrum des Sehwarzenburgerlandes geworden und hatte im Laufe der Zeit grosse Ländereien erworben. Nach dem Glaubenswechsel wurde die Klosterkirche zum Kornhaus, während man die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Mönche kurzerhand abbrach. Der heute noch stehende Teil der Kirche auf einer Geländeterrasse unterhalb des Bauerndorfes macht nur noch ein Zwölf tel des ursprünglichen Bauvolu- mens aus, beeindruckt aber immer noch durch seine Grösse. Eine Ausstellung mit Fund- und Schriftstücken erzählt die wechselvolle Geschichte der fast tausendjährigen Anlage: Nirgend- wo sonst in der Umgebung Berns gibt es ein derart eindrucksvolles Monument aus katholischer Vergangenheit. Mit der Reformation brach auch der Pilgerstrom ab. Seither sind fast 500 Jahre verstrichen, Landschaft und Ver- kehrswege haben umfassende Verände- rungen erfahren. Selbst wenn die ur- sprünglichen Wege nicht mehr erhalten sind, mag uns der Gedanke beflügeln, genau hier auf dieser Route seien Zehntausende auf Pilgerschaft vorbeigezogen, mit Brotbeutel und Stock, mit Pelerine und Schlapphut, als Glücksbringer und Ausweis für gottesfürchtige Gesinnung eine Jakobsmuschel mittragend.
Kurzwellen aus Elisried
Da der Jakobsweg doppelt signalisiert ist, mit gelben Wander- und braunen Kulturwegweisern, erübrigt sich eine genauere Beschreibung seines Verlaufs. Sowohl Wegbeschaffenheit wie Landschaft sorgen für Abwechslung. Kurze Strassenstücke, etwa gleich zu Beginn und dann wieder bei Schwarzenburg, wechseln mit Feldwegen und Flurpfaden. Wald gibt es nur wenig (daher eignet sich die Tour weniger für den Hochsommer), dafür reichlich Aussicht zur nahen Alpenrandkette zwischen Stockhorn und Kaiseregg. In der Wislisau mit ihrem gemütlichen Landgasthof überquert der Jakobsweg das Schwarzwasser und steigt dann gegen die Ebene von Elisried an, wo bis vor kurzem noch die Stahlmasten des Kurzwellensenders Schwarzenburg in den Himmel ragten und die Schweiz mit fernen Kontinenten verbanden. Das Stilllegen der Anlage bedaure man hier nicht, erzählen die Einheimischen im nächsten Restaurant, Schönentannen, denn die starken elektromagnetischen Impulse hätten die Gesundheit von Mensch und Vieh beeinträchtigt. Hart an Schwarzenburg vorbei zieht der Weg dann nach Wahlern hinauf. Das spätgotische Gotteshaus war zu katholischer Zeit Maria Magdalena und dem Pilgerpatron Jakobus geweiht; heute ist es eine beliebte Hochzeitskirche. Schön ist der Blick über fruchtbares Hügelland zu den Bergen am Horizont, ein Bild des Friedens, das die Paare mit auf ihren Eheweg nehmen.
Abstecher zur Grasburg
Hier verlassen wir den Jakobsweg. Der Pilgerpfad führt nun westwärts in den Sensegraben hinunter und weiter durch freiburgisches Gebiet. Unsere Wanderung hingegen schlägt zum Abschluss einen Bogen nach Norden zur Grasburg, wo ein weiterer Aspekt des Mittelalters zu erleben ist: dessen kriegerische Seite nämlich. War Rüeggisberg die grösste Klosterkirche der Region Bern, gilt die Grasburg als grösster und besterhaltener Wehrbau im Umkreis der Stadt. Die Ruine aus Tuff- und Sandsteinquadern steht recht exponiert auf einem Felssporn über dem Steilabfall zur Senseschlucht, was wegen der Absturzgefahr stürmischen Ritterspielen leider Grenzen setzt. Begnügen wir uns also mit dem Studium der Anlage, wobei uns bewusst wird, wie ungemütlich trotz idyllischer Lage das Leben in harten Wintern hier gewesen sein musste. Zur Ruine geworden ist die Grasburg nicht durch Eroberung, sondern durch Verfall. Nachdem die einstige Reichsfeste nacheinander verschiedene adlige Herren erlebt hatte - Zähringer, Kyburger, Habsburger und Savoyer -, wurde sie 1423 zum Sitz freiburgischer und bernischer Landvögte, die das Schwarzenburgerland bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft 1798 abwechselnd regierten. Bereits 1572 aber waren die Verwalter aus dem ungemütlichen Gemäuer ins nahe Schwarzenburg gezogen. Das Wanderziel dieses geschichtsträchtigen Tages liegt nun blass noch eine halbe Stunde entfernt.
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Mit dem Vorwort von Thomas Widmer